Übergewichtiger Hund, was nun?
Übergewicht kommt bei Hunden leider sehr viel häufiger vor als man denkt. Viele Besitzer glauben den Hunden etwas Gutes zu tun, indem sie ihnen zwischendurch immer wieder etwas zum knabbern geben. Doch leider kann Übergewicht zu vielen gesundheitlichen Problemen führen.
Wieviel Futter bekommen Hunde wirklich?
Oft frage ich meine Kunden wieviel sie ihrem übergewichtigen Hund den ganzen Tag über zu fressen geben. Meistens ist die Antwort: „Zweimal am Tag Futter und Leckerlis fürs Training, mehr nicht!“.
Bei genauerer Befragung stellt sich dann aber oft heraus, dass die Hunde weit mehr bekommen als ihre Besitzer annehmen. Da kriegt der Hund vom Frühstückstisch ein Stück Käse oder Schinken, dann zwischendurch eine Kaustange von der Oma. Vom Nachbarn gibt’s dann auch eine Kleinigkeit und wenn die Besitzer von der Arbeit nach Hause kommen, wieder etwas zu kauen – denn der Hund hat ja so brav gewartet. Am Nachmittag beim Spaziergang oder in der Hundeschule gibt es eine Handvoll Leckerlis und am Abend schaut er ja auch so süß, wenn die Halter ihr Abendessen genießen und vor dem Fernseher darf er auch mal einen Keks mitnaschen oder ausnahmsweise ein paar Chips mitknabbern. Die Auflistung der gesamten Futtermenge, löst oft eine große Überraschung bei den Besitzern aus, da sie die Menge gar nicht konkret vor Augen hatten.
Welche Folgen hat Übergewicht beim Hund?
Dabei ist vielen Hundehaltern nicht bewusst, dass dieses zu viel auf den Rippen sehr ähnliche Auswirkungen haben kann wie beim Menschen. Die Folgen können Diabetes, schwere Gelenkserkrankungen, Organschädigungen, eine deutlich verkürzte Lebensdauer und vieles mehr sein. Hunde haben kein Sättigungsgefühl wie wir es kennen. Sie sind evolutionär darauf ausgerichtet immer Fressen zu können. Denn ihre freilebenden Vorfahren wussten nicht wann die nächste Mahlzeit daherkommt. Wölfe fressen sich an einer Mahlzeit so voll, dass sie mehrere Tage davon zehren können.
Mehr ist nicht immer besser
Eine Studie an Labradoren ergab, dass die Tiere die ihr Leben lang 25% mehr Futter bekamen, im Schnitt 11,2 Jahre alt wurden und jene die eine normale Futtermenge erhielten im Schnitt 13 Jahre alt wurden. Dabei waren die zu viel gefütterten Labradore nicht immens übergewichtig – ein paar Kilo mehr reichen hierfür schon aus. Oft wird auch die Rationsmenge nicht an die Lebensumstände angepasst. Zum Beispiel hat ein älterer oder kastrierter Hund eine geringere Energiebilanz, das heißt: er braucht weniger Futter. Die Futtermenge muss also dementsprechend neu berechnet werden. Auch bei großer Hitze im Sommer, wenn man weniger spazieren geht, muss die Futtermenge angepasst werden, da sonst Übergewicht, mit all‘ seinen negativen Folgen droht.
Ab wann ist der Hund denn übergewichtig?
Äußerlich ist Übergewicht meistens nicht sofort zu erkennen und steigert sich schleichend – kein Hund ist von einem Tag auf den anderen fettleibig. Das Idealgewicht ist auch von Rasse und Typ abhängig. Daher ist es schwer sich nach medizinischen Zahlen zu richten. Hier wird von Übergewicht gesprochen, wenn der Körperfettanteil 15-20 % beträgt und 15 % über dem Idealgewicht liegt. Aber woher sollen die Besitzer denn nur den Körperfettanteil des Hundes kennen?
Leichter ist es sich an Folgendem zu orientieren: Die Rippen des Hundes dürfen nicht sichtbar, aber gut tastbar sein (mit wenig Druck!) und es sollte eine Taille zu sehen sein. Dies ist bei langhaarigen Hunden nur schwer zu erkennen, aber wenn man sich durch die langen Haare und das Unterfell bis zur Haut durchkämpft, kann man die Rippen ertasten. Fühle ich diese gut und kann sie mit wenig Druck spüren, ist alles im grünen Bereich. Muss ich danach aber suchen oder gar stark drücken, könnte mein Hund zu viel Gewicht haben. Mittlerweile gibt es in vielen Zoofachgeschäften Waagen für Hunde, an denen das Gewicht ganz leicht ermittelt werden kann.
Ich fühle die Rippen wenig bis gar nicht, was nun?
Zuerst muss man sich eingestehen, dass der Hund übergewichtig ist. Das ist leicht gesagt aber viele Besitzer nehmen es persönlich, wenn ihnen gesagt wird, dass ihr Hund zu dick sei, was auch verständlich ist, schließlich möchte man ja nicht unterstellt bekommen, dass man dem Hund Leid zufügt. Also ehrlich zu sich selbst sein und das Problem erkennen, ist der erste Schritt. Der nächste ist dieses Problem in Angriff zu nehmen.
Wichtig ist: nicht zu schnell und zu viel wegstreichen
Zunächst nur die Zwischendurch-Leckerchen weglassen. Muss der Hund wirklich 2 Kaustangen am Tag bekommen? Diese sind komplett zu streichen, denn ein getrocknetes Schweineohr das ungefähr 50 Gramm wiegt, ist als Frischfleisch ca. 150 Gramm schwer und hat um die 200 kcal. Ganz schön viel, für einen kleinen Zwischendurch-Snack. Wenn man dem rehäugigen Blick des Hundes beim Essen nicht widerstehen kann, dann spricht grundsätzlich nichts dagegen ihm ein kleines Stückchen abzugeben, aber vielleicht nicht bei jeder Mahlzeit und nicht gleich ein ganzes Stück Pizza. Hier heißt es hart bleiben, denn der Hund wird alle Register ziehen, schließlich hat das ja bisher immer gut funktioniert. Bist du dir nicht sicher, wie schnell und um wieviel weniger gefüttert werden soll, freue ich mich sehr die anstehenden Fragen in einer Ernährungsberatung beantworten zu können.
Auch Bewegung ist wichtig
Als nächstes die Bewegung leicht steigern. Aber bitte nicht ab morgen mit dem übergewichtigen Tier plötzlich Fahrrad fahren gehen, oder mit einer Wurfstange den Ball eine halbe Stunde lang werfen. Ganz leichte Steigerungen: 10 Minuten mehr pro Spaziergang mit leichter Steigerung, sobald der Hund mehr Kondition aufgebaut hat. Auch können Fitnessübungen in den Spaziergang eingebaut werden: einmal einen kleinen Hügel rauf und wieder runter, über Äste im Wald steigen lassen etc. Falls du hier Ideen benötigst, buche einfach eine Beratung bei unserer Fitnesstrainerin Marie von Hundherumwohl. Sie kann ein individuelles Programm zusammenstellen, welches an die aktuelle Situation des Hundes optimal angepasst ist.
Mein Hund nimmt trotz allem einfach nicht ab – was tun?
Es gibt auch ein paar wenige Krankheiten, die Übergewicht auslösen können. Zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen oder Cushing. Diese sind aber sehr selten und kommen nur in Betracht, wenn die reduzierte Futtermenge sowie ausreichend Bewegung nicht zur Gewichtsabnahme führen.
Gerne helfe ich dir bei der Beantwortung offener Fragen und ermittle mit dir gemeinsam die richtige Futtermenge für deinen Liebling. Einfach eine Beratungsstunde über Welpencoach.at buchen. Ich freue mich darauf dich und deinen Hund zu unterstützen.
Deine Pia vom Wohlfühlrudel
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