Erwartungen
Erwartungen an mich,
an andere Menschen
an meinen Hund.
Was erwarte ich mir von anderen Menschen in meinem Leben?
Wenn du jemanden fragst, was er sich in einer bestimmten Situation erwartet, ist die Antwort dann diejenige, die du gedacht hättest? Vermutlich nicht. Denn jeder Mensch hat eine etwas andere Sicht auf das Leben.
Ein einfaches Beispiel: wenn ich aus der U-Bahn, der Straßenbahn oder dem Bus aussteige, erwarte ich, dass die draußen wartenden Personen zuerst alle Passagiere aussteigen lassen, um dann erst selbst einzusteigen. Oder: In einem Gespräch mit einer anderen Person, erwarte ich, dass diese mir zuhört und mich aussprechen lässt, und mir nicht schon nach dem ersten Teil meines zweiten Satzes ins Wort fällt um ihre Gedanken auszusprechen. Was meinst du, ist eine der größten Problemquellen in Beziehungen? Es sind die Erwartungen. Einerseits die Erwartungen von mir an den anderen Mitmenschen, andererseits die der anderen Menschen an mich.
Wann fühle ich mich “gerempelt”?
Wenn wir uns das erste Beispiel ansehen, werden wir feststellen, dass es zu körperlichen Zusammenstößen kommt, wenn diejenigen, die einsteigen wollen, die anderen, die gerade aussteigen möchten daran hindern, weil sie sofort einsteigen wollen sobald sich die Wagentüren öffnen. Es ist in solchen Fällen oft zu beobachten, dass es dann entweder zu Rempeleien oder sogar Wortgefechten kommt. Im zweiten Beispiel sieht es auf den ersten Blick nicht so konfliktreich aus, doch ist es für den Gesprächspartner auf Dauer sehr unangenehm, wenn dieser bei jedem Gespräch z.B. mit dem Partner oder der Partnerin jedes Mal unterbrochen wird, sobald er oder sie etwas zu sagen beginnt.
Was passiert wenn meine Erwartungen nicht erfüllt werden?
Das kann auf Dauer frustrierend sein. Ich unterstelle hier nun bewusst verallgemeinernd, dass jeder von uns lieber ohne Konflikte durchs Leben gehen und mit anderen friedlich auskommen möchte. Das bedeutet, wenn du das nächste Mal in eine Situation gerätst, in der du bemerkst, dass sich der Andere auf den Schlips getreten fühlt, beziehungsweise, du wirst von anderen entweder physisch oder verbal ‘gerempelt’, dann schaue dir doch an: um welche Erwartungen ging es in dieser Situation? Und zwar, schaue dir deine Erwartungen an dein Gegenüber an aber versuche auch die Erwartung des anderen Menschen zu erkennen. Vielleicht magst du sie/ihn auch danach fragen. Was passiert also, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden? Überlege dir kurz, was es bei dir auslöst – ich bin sicher, es gibt da so einige Situation, die dir dazu einfallen. Zum Beispiel könnten diese Gefühle in dir ausgelöst werden: Frust, Zurückweisung, Ärger, Resignation, Verwirrung, uvm.
Was erwarte ich von meinem Hund?
So viel nun zu uns Menschen. Nun ist es in einer Beziehung zwischen Tierhalter und Haustier ganz ähnlich. Auch unser Vierbeiner erwartet sich etwas von uns (Futter, Gassi gehen, Spielen, Streicheleinheiten, …), aber auch wir erwarten so einiges von unserem Hund. Wir erwarten, dass er immer folgt, so reagiert, wie wir es vielleicht von anderen Hunden kennen, dass er ‘funktioniert’.
Zum Beispiel: Erwarte ich, dass mein Hund aufs Wort ‘funktioniert’? Da gibt es eine bestimmte Übung, die ich mit ihm machen möchte: Wenn er nicht beim ersten Mal das macht was ich von ihm wollte, was macht er dann? Wie reagiere ich dann? Was löst es in mir aus?
- Mal: Aha, Hund macht nicht was ich von ihm wollte – wahrnehmen, was ich fühle.
- Mal: Hmm, macht halbwegs das, was ich wollte, aber noch nicht ganz – wahrnehmen, wie ich mit der nicht erfüllten Erwartung umgehe.
- Mal: Oje, jetzt hat ihn ein Blatt im Wind abgelenkt…- weiterhin wahrnehmen, ruhig bleiben.
- Mal: Noch einmal von vorne – durchatmen, ruhig bleiben
- Mal: Jetzt hat er es fast so gemacht – loben – Leckerli – wie fühlst du dich jetzt? – Pause machen – Durchatmen.
Erwartungen wahrnehmen und daraus lernen
Reflektiere die Situation in einer Entspannungspause: Überlege, was habe ich vom Hund erwartet? Was hat er gemacht? Wie habe ich mich dabei gefühlt? Was glaubst du, hat der Hund erwartet? Wie glaubst du hat er sich gefühlt? Was an meinem Verhalten, Emotionen war hilfreich, was nicht. Nur beobachten, wahrnehmen – geistig oder auf Papier notieren!
Zum Schluss: Nun darfst du dich selbst loben, und zwar dafür, dass du dran geblieben bist, dass du dir und deinem Hund diese wertvolle Zeit geschenkt hast und dass du dich mit den Erwartungen zwischen euch beschäftigt hast. Erkenne an, dass es für euch beide eine erfolgreiche Lektion war (egal wieviel davon ‘richtig geklappt hat’). Vermutlich erwarten wir von unseren Vierbeinern häufig das, was wir gerne hätten, doch im Gegenzug bekommen wir das, was sie uns eben gerade geben können. Und dafür können wir jeden Moment dankbar sein. Sich gemeinsam auf eine Reise durchs Leben zu begeben, ist oft schon für beide das Geschenk, das keiner Erwartung bedarf.
Achtsamkeits-Trainerin Doris Corel
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