Hundebegegnungen üben:
Hunde sind soziale Wesen und brauchen Artgenossen für ihre Entwicklung. Deshalb sind Hundebegegnungen ein wichtiges Thema, mit dem jeder Hundehalter sehr früh konfrontiert wird und das leider noch oft missverstanden wird. Kontakte zu Artgenossen sind vor allem für Welpen und Junghunde sehr wichtig, damit sie zu sozialverträglichen Hunden heranwachsen können.


Qualität vor Quantität
Dabei ist es aber wichtig eher auf Qualität als auf Quantität zu setzen. Das heißt dein Welpe bzw Junghund sollte lieber 2-3 mal die Woche in einer Welpengruppe, oder mit seinen bereits bekannten Kumpels spielen, als jedem Hund der euch auf dem Spaziergang begegnet, an der Leine Hallo zu sagen. Dieser Kontakt mit fremden Hunden an der kurzen Leine ist für die meisten Hunde eher mit Stress verbunden, da sie durch die Leine in ihrer natürlichen Kommunikation eingeschränkt sind. Daher lohnt es sich bereits früh mit dem Hund zu üben, wie man auf der Straße an Artgenossen entspannt vorbei geht.
Bogen gehen
Wenn sich zwei gut sozialisierte Hunde ohne Leine begegnen, gehen diese nicht frontal aufeinander zu. Stattdessen nähern sie sich in einem Bogen aneinander an, um die komplette Körpersprache des Gegenübers einschätzen zu können. Oft wird dabei auch am Boden geschnüffelt und der Blick wird zwischendurch immer wieder abgewendet. Dies sind deeskalierende Signale, die dem anderen Hund signalisieren „ich komme in Frieden und möchte keinen Ärger“. Begegnen sich nun zwei, von ihren Besitzern an der Leine geführte, Hunde auf der Straße, ist diese deeskalierende Kommunikation zwischen den Hunden nicht möglich. Dies führt bei vielen Hunden bereits zu Stress. Du kannst deinem Hund im Alltag also schon helfen indem du anderen Hunden im Bogen ausweichst und es nicht auf Begegnungen auf engen Gehsteigen ankommen lässt. Wie groß der Bogen sein muss, damit der Hund nicht in Stress verfällt, ist von Hund zu Hund ganz unterschiedlich. Wenn du nun Hundebegegnungen mit deinem Vierbeiner übst, wähle am Anfang also einen Abstand zum anderen Hund der so groß ist, dass dein Hund entspannt und ansprechbar bleibt. Nach und nach kann der Abstand im Training dann verkleinert werden.
Aufmerksamkeit
Natürlich darf dein Vierbeiner andere Hunde auf der Straße wahrnehmen und diese auch ein Stück weit interessiert beobachten. Dann sollte es aber auch möglich sein, dass er seine Aufmerksamkeit wieder auf dich richtet und ihr gemeinsam den Weg fortsetzen könnt. Ein Aufmerksamkeits-Signal übt ihr am besten erst einmal zu Hause ohne Ablenkung. Dann steigert ihr die Ablenkungen langsam, bis dein Hund das Aufmerksamkeits-Signal auch in Anwesenheit von anderen Hunden abrufen kann.
Das richtige Timing
Es hilft auch erst mit großem Abstand zu anderen Hunden zu üben und wenn das klappt, den Abstand langsam zu verkleinern. Nach und nach wird es möglich sein, ganz locker und lässig an anderen Hunden vorbei zu gehen, während dein Vierbeiner dir fröhlich seine Aufmerksamkeit schenkt. Wie bei jedem Training ist auch hier das Timing der Belohnung entscheidend. Belohne deinen Hund nicht, wenn er schon sehr aufgeregt ist, sondern immer erst dann wenn er entspannt und mit der Aufmerksamkeit bei dir ist. Falls Hundebegegnungen für deinen Vierbeiner etwas ganz besonders Aufregendes sind und er es nicht schafft seinen Blick vom anderen Hund abzuwenden, könnt ihr zunächst auch mit einem Markerwort für ruhiges Verhalten arbeiten. Der Besuch einer guten Hundeschule empfiehlt sich für diese Thematik ganz besonders, da Hundebegegnungen hier sehr gut unter kontrollierten Bedingungen geübt werden können.
Entspannt bleiben
Es ist im Hundetraining immer leichter gesagt als getan, aber trotzdem unglaublich wichtig: bleib entspannt. Dein Hund wird ganz sicher merken, wenn du einen anderen Hund aus der Ferne siehst und bereits 50m vor der eigentlichen Begegnung nervös wirst. Natürlich wird dein Hund dann auch mit erhöhter Alarmbereitschaft reagieren. Ein paar Dinge, die dir beim Entspannen in solchen Momenten helfen können:
- Halte die Luft nicht an, sondern konzentriere dich auf eine ruhige und tiefe Atmung. Am besten tief in den Bauch einatmen und lange und lösend ausatmen
- Entspanne deine Schultern und lasse deine Arme locker hinunter hängen. Bleibe aufrecht und beuge dich nicht über deinen Hund.
- Behalte einen entspannten aber bestimmten Geh-Rhythmus bei
- Wenn du deinen Hund ansprichst, wähle einen freundlichen, ruhigen Ton
Und falls die Begegnung trotzdem nicht optimal verlief, ist das nicht das Ende der Welt. Die nächste Hundebegegnung verläuft bestimmt schon besser – denn Übung macht bekanntlich den Meister.
Dein Welpencoach Romana Stieglecker
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