Wie kann ich meinen Hund sinnvoll beschäftigen?

Bevor wir euch verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten vorstellen, ist es uns ein besonderes Anliegen über Ruhezeiten zu sprechen. Denn neben Spazieren gehen, trainieren, spielen, kuscheln und essen sollten unsere Vierbeiner im Laufe des Tages vor allem eins tun: ruhen!



Obwohl sich Hunde so gut an den menschlichen Lebensstil angepasst haben, unterscheiden sich ihre Bedürfnisse doch in vielerlei Hinsicht von unseren. Ein erwachsener Mensch benötigt am Tag circa 7-10 Stunden Schlaf. Ein gesunder erwachsener Hund hingegen sollte im Schnitt mindestens 15-20 Stunden am Tag ruhen. Dabei ist der Hund natürlich nicht die ganze Zeit im Tiefschlaf, aber er sollte in dieser Zeitspanne relaxen, dösen und schlafen. Bei Welpen, Senioren und kranken Hunden, ist das Ruhebedürfnis sogar noch höher (18-22 Stunden am Tag!).

Warum ist Ruhe so wichtig?

Im Schlaf und während Entspannungsphasen verarbeiten Hunde die Erlebnisse des Tages. Gerade Welpen und Hunde, die erst kürzlich in ein neues Umfeld eingezogen sind, werden mit vielen neuen und aufregenden Reizen konfrontiert. Um diese angemessen verarbeiten zu können, brauchen sie Ruhephasen. Manchen Hunden fällt es einfacher als anderen, sich einfach einmal hinzulegen und zu dösen oder zu schlafen. Du kannst deinen Vierbeiner dabei unterstützen indem du zum Beispiel: das Hundebett an einem ruhigen Ort aufstellst, nicht die ganze Zeit Spielzeug zur freien Verfügung herumliegen hast und feste Ruhezeiten am Tag einrichtest. Hunde, die nicht genügend Schlaf abbekommen sind in der Regel leichter reizbar, neigen zu Nervosität oder Hyperaktivität und sind auch anfälliger für Krankheiten. Wie lange schläft dein Vierbeiner am Tag? Achtet ihr auf feste Ruhezeiten im Tagesablauf?

Warum sind Ballspiele keine sinnvolle Beschäftigung für Hunde?

Eine Beschäftigungsmöglichkeit, die man quasi täglich auf den Gassi Runden beobachten kann, ist das „Balli werfen“. Leider denken immer noch viele Menschen, dass sie ihrem Vierbeiner damit eine große Freude machen und eine einfache Art gefunden haben, den Hund „auszupowern“. Dies ist aber ganz und gar nicht der Fall! Das ständige monotone hin und her rennen ist für den Hund sowohl körperlich als auch geistig überhaupt nicht förderlich. Zum einen werden die Gelenke durch das abrupte los sprinten und abbremsen sehr stark beansprucht und das kann auf Dauer den gesamten Bewegungsapparat massiv schädigen. Vor allem Hunde, die noch im Wachstum sind, sollten daher niemals so beschäftigt werden. 

Die negativen Folgen des Ball hinterher hetzens

Zum anderen ist es für den Hund auch geistig alles andere als eine sinnvolle Beschäftigung. Der Hund lernt dadurch nur, auf Bewegungsreize zu reagieren und diesen hinterher zu hetzen. Dies kann dann sogar im Alltag zu größeren Problemen führen, wenn der Hund ein übersteigertes Jagdverhalten zeigt und plötzlich auch Joggern und Radfahrern hinterher hetzen möchte. Das Hetzen von Bewegten Objekten ist für den Hund ein selbstbelohnendes Verhalten bei dem Dopamin ausgeschüttet wird. Der Ball kann also somit zu einer Art Suchtobjekt werden. Die Sogenannten „Balljunkies“ interessieren sich dann für nichts anderes mehr außer ihren Ball. Sie interagieren nicht mehr mit Artgenossen, schnüffeln nicht mehr entspannt über die Wiese und können generell schwieriger entspannen. Dieser geistige Zustand steht einem artgerechten Hundeleben natürlich im Wege. 

Am besten eignen sich Suchspiele, Schleckmatten oder gefüllte Kongs um junge Hunde richtig zu beschäftigen!

Suchspiele

Wichtig ist es am Anfang das Suchspiel immer so einfach wie möglich zu gestalten, so dass der Welpe schnell zum Erfolg kommt. Denn wenn die Leckerlis zu schwierig versteckt sind, wird der junge Hund schnell frustriert und gibt auf! Ihr braucht auch nicht viel Equipment für den Anfang, es reicht eine alte Decke, weiche gut riechende kleine Belohnungen und schon kann es los gehen! Ihr legt die Decke auf den Boden und macht einige Falten hinein. Auf diese Falten werden ein paar Leckerlis gelegt, und schon habt ihr ein großartiges Anfänger Suchspiel. Der Welpe darf zu Beginn auch immer zusehen wie ihr die Leckerlis verteilt, und wird dann zur Decke gebracht. Ihr sagt das Signalwort für die Suche und zeigt ihm das erste Leckerli auf der Decke. Nun wartet ihr ob der Vierbeiner die nächsten Belohnungen bereits selbstständig findet, wenn das nicht der Fall ist, helft ihm wieder. Wenn alle Leckerlis gefuttert wurden, wird das Auflöse-Signalwort gesagt und die Suche ist vorbei!

Suchspiele sind sehr gut um Welpen zu entspannen und ganz nebenbei ein bisschen Impulskontrolle zu erlernen. Bitte denkt immer daran, dass ihr nicht zu überschwänglich die Signalwörter aussprecht und während der Vierbeiner sucht, könnt ihr ab und zu mit ruhiger Stimme loben. Je jünger euer vierbeiniges Familienmitglied ist, umso weniger Wiederholungen macht ihr beim Suchspiel! Nach dem Suchspiel darf euer Welpe dann wieder Ruhen, um das Gelernte zu verarbeiten. Überfordert den jungen Hund bitte nicht, und plant max. 2 bis 3 Trainingseinheiten pro Woche in den Tagesablauf ein.

Schleckmatten/Kong

Diese beiden Dinge könnt ihr euch bereits im Vorfeld herrichten und wenn das Hundekind sehr aufgeregt ist oder gerade eine stressige Situation erlebt hat, kann es gleich mit dem Schlecken beginnen. Natürlich kann man auch ein Ritual aufbauen. Es gibt zB immer vor dem Schlafen gehen einen gefüllten Kong oder wenn ihr gerade beim Essen seid, bekommt der Welpe seine Schleckmatte.

Pia vom Wohlfühlrudel erzählt welchen Hundesport sie mit ihrer Hündin gemacht hat

Viele Jahre habe ich mit meiner Hündin Agilitysport betrieben. In dieser Sportart überwindet der Hund in möglichst schneller Zeit einen Hindernisparcours mit Hürden, Stegen, Tunneln und meist einem Slalom. Das macht natürlich gerade bewegungsfreudigen Hunden großen Spaß! Es stärkt die Bindung und man selber macht auch eine Menge Sport. Denn nicht nur der Hund läuft den Parcour, auch der Mensch läuft mit. Wenn man mal mit seinem Hund ein Stück mitgelaufen ist, wenn er Gas gibt, kann man sich vorstellen wie anstrengend das ist.

So viel Spaß diese Sportart auch macht, ist sie mit Vorsicht zu genießen. Viele Hunde überdrehen sehr und so sieht man oft Agilitykurse, in denen die Hunde, egal ob sie gerade laufen oder nicht, am Rand sitzen und laut bellen oder nervös umherlaufen. Ja, man braucht ein gewisses Temperament für diese Sportart, aber es muss auch vom Gruppenleiter darauf geachtet werden, dass Pausen eingehalten werden und überdrehte Hunde für kurze Zeit rausgenommen werden. Der körperliche Aspekt ist hier auch zu beachten. Leider starten viele Hunde viel zu früh in diesem anstrengenden Sport. 6 Monate alte Hunde laufen über Stege oder durch Tunnel – viel zu früh wenn man bedenkt, dass die Hunde erst mit einem durchschnittlichen Alter von 2 Jahren komplett ausgewachsen, oder besser gesagt, die Gelenke bis dahin vollkommen ausgebildet sind. Werden diese zu früh extrem belastet, kann es schon im frühen Alter zu schlimmen Gelenkserkrankungen kommen.

Was ist also zu beachten, wenn man gerne Agility betreiben möchte?

Die Gruppenkurse sollten aus nicht mehr als 3 bis 4 Mensch-Hund Teams bestehen. Es sollte auf einen halbwegs ruhigen Ablauf geachtet werden. Überdreht der Hund, sollte er eine Pause machen und vielleicht sogar komplett vom Platz gehen und sich beruhigen. Auch muss sehr stark darauf geachtet werden ob der Hund wirklich Spaß daran hat oder ob man selbst seinen Ehrgeiz über die Bedürfnisse des Hundes stellt. Es soll für beide eine nette Beschäftigung sein und nicht der Hund darunter leiden.

Zeigt der Hund Schmerzen darf auf keinen Fall trainiert werden. Darauf muss auch der Trainer ein gutes Auge haben. Ich glaube es ist unnötig zu erwähnen, dass kurznasige Rassen (Mops, French Bulldog, etc. ) auf keinen Fall diesen Sport ausüben sollten. Probiert es aus, es macht großen Spaß! Aber bitte nur wenn es für den Hund auch passt.

Dein Welpencoach Romana Stieglecker

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